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Reifegradmodell Digitalisierung – Modelle verstehen und richtig anwenden

Dass die Digitalisierung Unternehmen effizienter macht und nur diejenigen wettbewerbsfähig bleiben, die mit ihr Schritt halten, ist uns allen bekannt. Digitale Technologien prägen zunehmend alle Aspekte des Geschäftslebens, inklusive der Unternehmenskultur. Und trotzdem wissen viele Unternehmen nicht, wo sie in Sachen Digitalisierung eigentlich stehen und welche nächsten Schritte die sinnvollsten sind. Hier setzen digitale Reifegradmodelle an. Digitale Reifegradmodelle ermöglichen es Organisationen, ihren aktuellen Stand der digitalen Transformation zu bewerten (Reifegrad), mit anderen Playern der Branche zu vergleichen und Verbesserungspotential zu identifizieren. Welche Modelle es gibt und wie Du sie richtig einsetzt, erfährst Du hier. 

Reifegradmodell Digitalisierung – DAS THEMA KURZ UND KOMPAKT

  1. Digitale Reifegradmodelle sind Werkzeuge zur Messung und Bewertung der digitalen Transformation eines Unternehmens, wobei sie Aspekte wie IT-Infrastruktur, Datenmanagement, Führung und Prozesse berücksichtigen.
  2. Die Wahl des passenden Modells hängt von spezifischen Unternehmenszielen und -anforderungen ab, wobei verschiedene Modelle unterschiedliche Aspekte und Bereiche betonen.
  3. Durch die Anwendung von Reifegradmodellen können Organisationen ihre Stärken und Schwächen in der digitalen Transformation identifizieren, Prioritäten setzen und ihren Fortschritt über die Zeit hinweg messen. Wir stellen vier Reifegrad-Modelle vor.
  4. Trotz ihrer Nützlichkeit sind die Modelle nicht ohne Kritik, insbesondere aufgrund der notwendigen Vereinfachung von komplexen Prozessen und der rasanten Entwicklung digitaler Technologien.
  5. Dennoch stellen sie wertvolle Instrumente dar, um die digitale Transformation eines Unternehmens sichtbar zu machen und zu steuern, was letztlich zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit beiträgt.

Was ist ein digitaler Reifegrad und welche Funktion erfüllt ein Reifegradmodell?

Der digitale Reifegrad ist ein Maß dafür, wie weit ein Unternehmen in seiner digitalen Transformation fortgeschritten ist, das heißt, wie umfassend und effektiv es digitale Technologien in seine Prozesse, Produkte, Dienstleistungen und Strategien integriert hat.

Laut Bitkom hat die digitale Transformation von Organisationen mindestens zwei Dimensionen: 

  1. die Digitalisierung von Geschäftsmodellen 
  2. die Digitalisierung von Geschäftsprozessen

Beide Dimensionen bedingen sich gegenseitig und werden in digitalen Reifegradmodellen berücksichtigt. 

Definition: Digitales Reifegradmodell

Ein digitales Reifegradmodell – auch bekannt als Digital Maturity Model – ist ein Rahmenwerk, das den Fortschritt einer Organisation in Bezug auf ihre digitale Transformation misst. Es wird verwendet, um zu verstehen…

  • wo eine Organisation derzeit steht, 
  • welche Fähigkeiten sie bereits hat 
  • und welche Bereiche noch verbessert werden müssen.

Digitale Reifegradmodelle können eine Vielzahl von Aspekten abdecken, einschließlich Technologieinfrastruktur, Datenmanagement, Führung, Fähigkeiten der Mitarbeiter, Prozessen und Geschäftsmodelle, Kundenbeziehungen und vieles mehr. Sie helfen dabei, Prioritäten zu setzen und den Fortschritt im Laufe der Zeit zu messen. 

Je nach Modell liegt der Fokus auf unterschiedlichen organisatorischen Aspekten. Manche Modelle (z. B. Das Reifegradmodell der Bitkom) lassen sich universell auf jeden Geschäftsbereich anwenden. Andere Modelle sind spezifisch, wie beispielsweise das Digital Marketing Maturity Assessment von Google, in dem es – wie der Name sagt – speziell um die Kommunikation mit Kunden geht.  

Modell digitaler Reifegrad der Bitkom
Abbildung: Das Reifegradmodell der Bitkom

Abgrenzung: Digitaler Reifegrad vs. digitale Transformation

Der digitale Reifegrad und die digitale Transformation sind zwei eng miteinander verbundene Konzepte, dürfen aber nicht miteinander verwechselt oder synonym verwendet werden. 

Digitale Transformation = Prozess, durch den Unternehmen digitale Technologien einsetzen, um ihre Geschäftsprozesse, Kultur und Kundenerfahrungen neu zu gestalten und zu verbessern. 

Digitaler Reifegrad = Werkzeug zur Messung und Bewertung für einen Transformationsprozess. 

Während die digitale Transformation das „Was“ und „Warum“ darstellt, bietet der digitale Reifegrad ein „Wie“ und „Wo“ in Bezug auf den Fortschritt und den Weg zur vollständigen digitalen Transformation.

Digitales Reifegradmodell: Welches ist das richtige für mein Unternehmen?

Je nach Branche, Unternehmensgröße, Digitalisierungszielen und anderen spezifischen Anforderungen Deines Unternehmens kann ein Modell besser geeignet sein als ein anderes. Um das passende Modell für Dein Unternehmen zu finden, solltest Du Dir zunächst folgende Fragen stellen: 

  • Welche Bereiche möchte ich bewerten? 
  • Warum möchte ich den Reifegrad ermitteln?

Wenn es Dir um einen kurzen Überblick über dein ganzes Unternehmen geht, ist der kostenlose Test vom Fraunhofer ein guter Einstieg. Oder Du kannst einen der Online-Tests des Mittelstand-Zentrums nutzen. 

Wenn Du hingegen eine sehr genaue Aufschlüsselung nach Geschäftsbereichen mit Benchmarking und Handlungsempfehlungen wünschst, ist die Zusammenarbeit mit einem Dienstleister oder Beratungsunternehmen wahrscheinlich sinnvoller. 

Digitaler Reifegrad: Überblick über verschiedene Modelle

Digitaler Reifegrad: Modell der Bitkom

Reifegradmodell Digitale Prozesse 2.0 der Bitkom

Modell‍

Bewertet den Grad der Digitalisierung für jeden einzelnen Geschäftsprozess separat. Theoretisch ist auch die Anwendung auf eine gesamte Abteilung oder das ganze Unternehmen möglich..

Betrachtete Bereiche / Dimensionen

Technologie, Prozessqualität, Prozessdaten, Kundinnen und Kunden, Skills und Kultur

Bewertung

Punkteskala von 1 bis 5 für jede Dimension, aus der für jeden Geschäftsprozess ein Mittelwert gebildet werden kann

Geeignet für…

Vorwiegend Unternehmen der Privatwirtschaft, insbesondere KMU, aber auch Organisationen des öffentlichen Sektors

Kostenlos und öffentlich

Modell von Fraunhofer – digital readyness check

DRP™Reifegrad vom Fraunhofer

Modell‍

Evaluiert den digitalen Reifegrad zur Digitalisierungsfähigkeit eines Unternehmens als Ganzes

Betrachtete Bereiche / Dimensionen

Führung, Fundamente, Team, Umfeld, Agilität

Bewertung

4 Stufen; Defender, Starter, Practitioner, Leader

Geeignet für…

Unternehmen aller Branchen, um einen schnellen Überblick zu gewinnen. Nicht geeignet für die individuelle Betrachtung einzelner Geschäftsbereiche oder Prozesse

Kostenlos und öffentlich

Boston Consulting Group's (BCG) Digital Acceleration Index (DAI)

Boston Consulting Group's (BCG) Digital Acceleration Index (DAI)

Modell‍

Misst den digitalen Fortschritt eines Unternehmens in 42 Kategorien, darunter Customer Journeys, Lieferkette und Marketing-Personalisierung.

Betrachtete Bereiche / Dimensionen

Flexibel, variiert je nach Aufbau des Unternehmens

Bewertung

Keine spezifischen Stufen, sondern Punktzahl und Benchmarking gegen andere Unternehmen der Branche

Geeignet für…

Unternehmen, die ihren digitalen Fortschritt auf der Grundlage eines umfassenden Sets von Kriterien beurteilen möchten.

Nur für Kunden

Modell: Gartner Digital Execution Scorecard™

Gartner Digital Execution Scorecard™

Modell‍

Beurteilt die digitale Transformation eines Unternehmens in fünf Hauptaspekten.

Betrachtete Bereiche / Dimensionen

digitale Einnahmen, Kundenerlebnis, operative Exzellenz, Anlagenauslastung, Cyber-Risiken

Bewertung

Keine spezifischen Stufen, Benchmarking und Maßnahmen je nach Prioritäten des Unternehmens

Geeignet für…

Unternehmen, die eine umfassende Bewertung ihres Digitalisierungsfortschritt über verschiedene Aspekte der Organisation hinweg durchführen möchten. 

Nur für Kunden

Warum die digitale Reife für Dein Unternehmen wichtig ist

Unternehmen müssen sich um ihre Digitalisierung kümmern, weil sie dadurch effizienter werden, neue Geschäftsmöglichkeiten erschließen und nur so wettbewerbsfähig bleiben können. Digitale Technologien prägen zunehmend alle Aspekte des Geschäftslebens und wer sich ihnen entzieht, verliert früher oder später den Anschluss.

Dass sich die digitale Transformation finanziell lohnt, zeigen auch verschiedene Reports und Studien. So hat die Boston Consulting Group in ihrer Digital Acceleration Studie herausgefunden, dass 45 Prozent der Unternehmen, die auf Stufe 3 von 4 der menschlich-technischen Augmentation angekommen sind, ein Umsatzwachstum von über 10 Prozent verzeichnen konnten. Nur 12 Prozent der Organisationen auf Stufe 1 konnten dasselbe von sich behaupten. 

Unternehmen in der dritten Phase der Human-Tech-Augmentation – Profitieren Sie von den finanziellen Vorteilen

BCG: Digital Acceleration Index
https://www.bcg.com/publications/2021/digital-acceleration-index

Wie wende ich diese Modelle in der Praxis an?

Wenn Du das passende Modell gefunden hast, ergibt sich die Implementierung fast automatisch. Alle Reifegradmodelle folgen demselben Ablauf: 

  1. Fragen durchgehen und Daten sammeln: Im ersten Schritt solltest Du Dir den Fragebogen des von Dir gewählten Modells genau ansehen und notieren, welche Daten Du zur Beantwortung ermitteln musst und wer Dir dabei helfen kann. Stell sicher, dass Du Zugang zu den benötigten Informationen hast. 
  2. Bewertung digitaler Reifegrad: Beantworte die Fragen entweder in der vorgegebenen Reihenfolge oder – wenn das Modell die Bewertung verschiedener Bereiche vorsieht – nach Priorisierung. Du erhältst am Ende eine Punktebewertung auf einer Skala und oft die Einordnung zu einer Reifestufe oder -kategorie. 
  3. Interpretation der Ergebnisse: Sie Dir an, in welchen Bereichen Dein Unternehmen in Bezug auf die digitale Transformation bereits gut abschneidet und wo Handlungsbedarf besteht. Manche Modelle erstellen automatisch einen Vergleich mit anderen Unternehmen der gleichen Branche. Das erleichtert die Interpretation der eigenen Ergebnisse. 
  4. Entwicklung eines Aktionsplans: Basierend auf den Ergebnissen kannst Du nun einen Aktionsplan zur Verbesserung Deiner digitalen Reife erstellen. Typische nächste Schritte sind: Investitionen in neue Technologien, Schulungen für Mitarbeiter, Überarbeitung der digitalen Strategie, etc. Du kannst die Ergebnisse der Reifegradmessung nutzen, um die Führungsebene und / oder den Vorstand von Deinen digitalen Prioritäten zu überzeugen.
  5. Umsetzung und kontinuierliche Anpassung: Die digitale Transformation ist – genau wie der technologische Fortschritt – nie „fertig“. Unternehmen, die noch vor zehn Jahren an der Spitze der Digitalisierung standen, haben heute bisweilen den Anschluss verloren. Pass Deinen Ansatz deswegen laufend an die neuen Gegebenheiten an.

Kritik an und Limitierungen von digitalen Reifegradmodellen

Während digitale Reifegradmodelle einen nützlichen Rahmen für die Evaluierung und Steuerung der digitalen Transformation bieten, sind sie nicht frei von Kritik. Ihre Limitierungen umfassen:

Mangelnde Komplexität: Zunächst einmal handelt es sich um Modelle, die eine komplexe Realität abbilden und daher vereinfachen müssen. Damit können sie nicht alle Aspekte der digitalen Transformation vollständig abdecken.

Geschwindigkeit der digitalen Entwicklung: Die digitale Welt entwickelt sich so schnell, dass es für Modelle schwer ist, Schritt zu halten. Neue Technologien, Anwendungen und Geschäftsmodelle entstehen ständig, und das, was heute als „reif“ gilt, kann morgen bereits veraltet sein. Daher sollten Unternehmen diese Modelle eher als Orientierungshilfe betrachten und nicht als absolute Messlatte.

Einzigartigkeit eines jeden Unternehmens: In ihren starren Strukturen können Reifegradmodelle unter Umständen nicht ausreichend auf die Einzigartigkeit eines Unternehmens und dessen digitalen Transformationsprozesses eingehen. Sie bilden in der Regel ein Idealbild ab, das nicht immer zu den spezifischen Zielen, Anforderungen und Rahmenbedingungen eines Unternehmens passt.

Fazit 

Digitale Reifegradmodelle ermöglichen eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation eines Unternehmens im Hinblick auf seine digitale Transformation und liefern wichtige Anhaltspunkte für weitere Verbesserungen. 

Sie sind hilfreiche Werkzeuge zur Unterstützung des Managements bei der Digitalisierung, aber keine ultimative Lösung oder gar Garantie für den Erfolg der digitalen Transformation. Nur wenn sie richtig eingesetzt und in die breitere Geschäftsstrategie integriert werden, können digitale Reifegradmodelle zur erfolgreichen digitalen Transformation von Unternehmen beitragen.

FAQ mit Fragen und Antworten zum Thema 

Was ist ein digitales Reifegradmodell?

Ein digitales Reifegradmodell ist ein Rahmenwerk, das den Fortschritt einer Organisation in Bezug auf ihre digitale Transformation bewertet und Bereiche zur Verbesserung identifiziert.

Welche Reifegradmodelle gibt es?

Es gibt verschiedene Reifegradmodelle. Wir stellen die vier folgenden vor: das Reifegradmodell Digitale Prozesse 2.0 der Bitkom, der Digital Readiness Check des Fraunhofer Instituts, der Digital Acceleration Index der Boston Consulting Group, und die Gartner Digital Execution Scorecard.

Was versteht man unter Reifegrad in der Digitalisierung?

Der Reifegrad in der Digitalisierung ist ein Maß dafür, wie weit eine Organisation in ihrer digitalen Transformation fortgeschritten ist, d.h., wie umfassend und effektiv es digitale Technologien in seine Prozesse, Produkte und Dienstleistungen integriert hat.

‍Welche Vorteile bietet die Bestimmung des Reifegrades?

Die Bestimmung des Reifegrades hilft Organisationen, ihren aktuellen Stand der digitalen Transformation zu erkennen, Wachstumsbereiche zu identifizieren, Prioritäten zu setzen und ihren Fortschritt über die Zeit zu messen.

Von der Theorie zur Praxis.

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